Veröffentlichung: 10.März 2024
Kurz vor Weihnachten gingen leider zu unseren großen Bedauern beide Webcams auf der Hochstubaihütte offline. Die Hochstubaihütte liegt auf 3175m Seehöhe und zählt zu den höchsten Hütten der Ostalpen. Die Hütte im Winter zu erreichen ist eine ernsthafte alpine Angelegenheit die gute Planung und Kondition voraussezt. Die Planungen liefen also bereits mehrere Wochen bis sich Anfang März ein möglicher Termin auftat. Ich schloß mich Thomas Grollmus (Hüttenwirt der Hochstubaihütte und Heeresbergführer) an, der auf der Hütte sowieso nach dem Rechten sehen wollte. Zwei seiner Kumpels waren auch mit dabei, wir waren also zu viert und allesamt motiviert die Hochstubaihütte zu erreichen. Anbei ein kurzer Bericht unserer "Expedition".
Donnerstag, 07.03.
Anfahrt über das Ötztal nach Gries im Sulztal (1600m), am späten Nachmittag anderthalbstündiger Aufstieg zur Amberger Hütte (2135m) im letzten Abendlicht.
Schneebedingungen hervorragend, 30-40cm frischer Neuschnee bereits am Parkplatz in Gries. Nach einem gemütlichen Abendessen Übernachtung im beheizten Lager der Amberger Hütte.
Freitag, 08.03.
Bei traumhaften Bedingungen (blauer Himel, 80-100cm Neuschnee) Aufstieg von der Amberger Hütte über den Sulztalferner zum Wütenkarsattel (3100m).
Dort angekommen spürte man bereits eine Wetteränderung durch feuchte Luft südlich des Alpenhauptkamms. Wind kam auf und die Sicht verschlechterte sich mit jedem Meter Richtung Süden.
Vom Wütenkarsattel eine Steilstufe hinunter (Ski abschnallen, Eispickel und Steigeisen hilfreich) auf den Wütenkarferner (3000m). Nach Überquerung des Wütenkarferners bei schlechter Sicht und eiseskälte
gelangten wir über eine weitere Geländestufe und über einen Bergrücken zur Hochstubaihütte (3175m). Mit sehr schwerem Rucksack benötigte ich netto 4 Stunden bis zur Hochstubaihütte.
Neben den üblichen Kleidungsgegenständen hatte ich auch jede Menge Technik, Ersatzteile, Laptop, etc. mit im Rucksack.
Auf der Hochstubaihütte angekommen wurde erstmal die Küche beheizt und Thomas kümmerte sich um ein gigantisches Abendessen! Da kam sofort eine gemütliche Stimmung auf.
In den Schlafräumen wiederum war die Stimmung etwas weniger gemütlich denn es herschte mäßiger Dauerfrost zwischen -5°C und -10°C. Zum Glück waren genügend Decken vorhanden.
Samstag, 09.03.
Ganztägig behielt der Nebel in Verbindung mit starkem Wind und gelegentlichem Schneefall bei einer Temperatur von -14°C die Oberhand. Also original "Hochstubai-Bedingungen".
Heute war der wichtigste Tag, es stand die Überprüfung der Kameras an. Sehr schnell stellte sich heraus dass die Kameras eigentlich einwandfrei funktionierten.
Einzig das LTE-Modem hatte eine Fehlfunktion und erkannte die eingeschobene LTE-SIM-Karte nicht mehr, somit hatten die Kameras die Verbindung zum Internet verloren. Nachdem das LTE-Modem getauscht war funktionierte alles wieder einwandfrei und es war nicht mal
nötig die Kameras zu öffnen.
Zugegebenermaßen ist es besser nicht darüber nachzudenken wieviel Zeit und Energie es gekostet hat diesen kleinen Fehler zu beheben ;-)
Aber so ist das nunmal mit Technik, 100%ig verlassen kann man sich nie darauf. Und das LTE-Modem stellt nun mal einen "Single Point of Failure" dar. Dessen Ausfall bringt im Nachgang das Gesamtsystem zum Ausfall.
Nach erledigter Arbeit unternahmen wir eine kleine Skitour zum Hohen Nebelkogel (3211m). Am Abend sorgte Thomas mit seinen hervorragenden Kochkünsten wieder für unser leibliches Wohl und nach einem lustigen und
geselligen Hüttenabend ging es wieder ins kalte Bett. Die ganze Nacht über tobte draußen bereits gut hörbar der Föhnsturm der bei mir ein etwas mulmiges Gefühl aufkommemn ließ.
Sonntag, 10.03.
Nach Frühstück und Kaffee wurde die Hütte gereinigt, verriegelt und wieder winterfest gemacht. Danach machten wir uns auf den Weg ins Tal. Aufgrund des Föhnsturms jenseits von Orkanstärke, hoher Lawinengefahr und der
schlechten Sicht war das eine anspruchsvolle Unternehmung, das war uns allen klar. Nachdem der Wütenkarferner überquert war ging es mit entsprechender Ausrüstung (Eispickel) die Steilstufe hinauf zum Wütenkarsattel. Rund um dem Sattel war der Orkan am heftigsten.
Während der schlimmsten Böen war es nur noch möglich auf dem Boden zu kauern, denn der Wind konnte einen jederzeit "umwerfen", was im steilen Gelände vor dem Sattel nicht ganz ungefährlich war. Nach einer dreistündigen Abfahrt auf Fellen entlang der Aufstiegsroute
über den meist flachen Gletscher haben wir schließlich die Amberger Hütte wieder erreicht und waren somit in Sicherheit. Nach einem Mittagessen folgte die Talabfahrt nach Gries.